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HOTTER FRAGT…SHEW

Hotter fragt…Shew.

 

Malzeit! Stell dich mal kurz vor!

Ich bin Alex Shew aus Strausberg, angehörig der Crew The Buddys und Allstyle-Tattoo Köpenick.

 

Erzähl mal was über deinen Werdegang und wie du zum tätowieren gekommen bist.

Angefangen hat alles um 1993 in Strausberg. Ich war 13 Jahre alt. Damals gab es die SMC (Secret Master Crew) bei uns. Die waren cool und hatten schon einige Bombings in unserer Gegend, doch keiner wusste wer es war. Das wollten wir auch und da ich mich schon immer fürs Malen interessiert hatte, wollten wir es auch probieren. Mein Schulkumpel Tobi kaufte für überteuerte 21 DM, 3 Dosen (Silber, Dunkellila und Schwarz) im Baumarkt. Wir wollten unser erstes Graffiti an einer S-Bahn-

Brücke um ca. 18 Uhr anbringen, doch vorher an einer alten Fabrik erst mal das Bild üben, nachdem ich 1-2 Skizzen machte. Es war ein Comic-Hund mit dem Schriftzug The Dog. Grauenvoll !!!!

Wir sprühten die Dosen fast leer und dann ging es zur Brücke. Das Bild war DIE GRANATE… ÜBEL… Ich wäre vor Scham fast im Boden versunken. Aber ich glaube, es ging jedem so… irgendwie… Aber, das war der Startschuss. Später lernte ich die ganzen coolen Fachbegriffe wie: Inline, Outline, Powerline, Fill in, Backround, Bombing etc. kennen und dass man keine anderen Bilder crossen darf. Es ging mit einer Strafe von ZURA mit 30 DM noch glimpflich aus (ohne Schelle), ein sehr freundlicher Mensch der ZURA.

Der Duft von Hitzerot liegt bis heute in meiner Nase,. Ich glaube, Sprüher von damals bestätigen diese Nostalgie. Hitzerot war fast die einzige Farbe, die über Silber auf Rauputz deckte. Die Bilder wurden größer, die Outlines sauberer und ab 1997/1998 fing es an, dass mir langsam meine Bilder gefielen, obwohl sie aus heutiger Sicht noch nicht sonderlich cool waren. Hauptsache verworren, verstylt und wild, ohne auf die Klarheit der Buchstaben zu achten, das kam erst später.

Ab 2005 zeichnete ich meine ersten Tattoovorlagen für Kumpels, die sie sich dann tätowieren ließen. Das war GEIL. Sie hatten meine Bilder auf der Haut, von mir gezeichnet, für die Ewigkeit, doch der Gedanke selbst zu tätowieren kam mir nicht. Zumal mein Bild von Tattoo-Shops eher rockermäßig geprägt war und mich als kleiner Hiphop-Sprüher hätten sie eher ausgelacht, würde ich bei denen in der Tür stehen. Doch ab 2010 wuchs der Drang immer mehr, so dass ich 2011 bei Anche im Allstyle-Tattoo (voll naiv) angerufen habe und sie einfach fragte. Ihre erste Antwort war: ,, Praktikum? Ausbildung ? NEIN !!!“ Doch irgendwie …ich glaube die Sterne standen gerade günstig, ließ sie sich darauf ein, mich auszubilden und am 14.10.2011 startete meine Ausbildung. Mein persönlicher 6er im Lotto. Danke Anche.

Beschreibe mal deinen Graffiti-Style.

Das ist schwer, da ich keine straighte Linie verfolge, alles ist immer im Fluss. Heute sieht mein Bild so aus, morgen so und übermorgen schon wieder anders. Ich persönlich mag dieses Schablonen-Graffiti nicht, kann ja jeder so machen wie er will, aber ich brauche keinen Wiedererkennungswert, denn ich will ja niemandem etwas verkaufen. Das schönste für mich ist, wenn ich an der Wand stehe und mich selbst überraschen kann. Besser, als wenn alles so vorhersehbar ist, sowie: alles klar Digger, jetzt malt er wieder sein Standardding, maximal die Farben, Designs und Verbindungen ändern sich ein wenig. Wenn man sich 10 Bilder anguckt und die sind fast immer gleich, langweilt mich das als Betrachter. Aber soll jeder machen wie er will, Graffiti soll ja Spaß machen.

Wo siehst du die Verbindung zwischen Tattoos und Graffiti?

Die Verbindung sehe ich, dass man für beides Linien braucht, die das Gerüst der Form bilden. In beiden Tätigkeiten versuche ich am Anfang das Motiv oder die Schrift auf Linien zu reduzieren. Durch meinen Graffiti-Backround habe ich gelernt, mein Bild gut zu platzieren, was mir bei der Anbringung von Tattoos am Körper zugute kommt. Im Idealfall zeichne ich das Motiv direkt auf die Körperstelle, so passt es am besten.

Was braucht deiner Meinung nach länger, ein Tattoo oder ein Graffiti?

Ein Tattoo braucht definitiv länger , weil ein gutes Vorgespräch notwendig ist (Größe, Form, Farbgebung etc.) und der Arbeitsprozess ist ein völlig anderer. Ich habe zwar dicke und breite Nadeln für große Motive, doch ich habe kein FATCAP. Durch den jeweiligen Schmerzpegel kann ich auch nur begrenzt an einem Kunden arbeiten. Nach spätestens 5-6 Stunden ist Sense. Dann muss es erst mal 3-4 Wochen abheilen, bevor es weitergehen kann. Ein Rückenbild kann sich so ein Jahr in die Länge ziehen. Mit einer Wand muss ich nichts besprechen, sie hat keine Schmerzen und es ist ihr egal, was ich raufbringe.

Wie warst du im Kunstunterricht ?

Da war ich mäßig gut, hat mir nicht so`n Spaß gemacht.

 

Wenn du mit Graffiti oder Tattoos deinen Lebensunterhalt bestreiten könntest, was würdest du bevorzugen und warum?

Der große Vorteil beim tätowieren ist, man ist nicht wetterabhängig. Für Graffiti-Aufträge hat man im Jahr nur ein geringes Zeitfenster, wegen den Witterungsbedingungen. Der Standardauftrag beim Graffiti ist eine Landschaft und nach der 100sten wird das echt langweilig. Die Bildsprache beim tätowieren ist da umfangreicher.

Was sagst du zur aktuellen Szene?

Die aktuelle Szene, wenn wir sie mal so bezeichnen, ist einfach irre. Zumal, wenn man wie ich ,ein wenig bei diesem Instagram-Wahnsinn mitmacht. Innerhalb von ein paar Minuten sieht man eine geballte Ladung von Styles aus der ganzen Welt, hat man mal einen schlechten Tag, kann einen diese BURNER-FLUT echt frustrieren, weil man denkt, die anderen sind voll der Shit und man selber ist voll die Lusche, Aber es hat auch Vorteile, kommst du aus einem Dorf und malst Graffitis oder sonst was, kannst du es mit der Welt teilen ohne das sie zu der alten Scheune fahren müssen, um deine Bilder zu sehen. Aber live Graffitis zu sehen und zu entdecken ist natürlich mit nichts zu vergleichen. Um es auf unsere Region zu beschränken, ist es nach wie vor wie überall eine gesunde

Mischung aus Bombern, Stylern und unbelehrbaren Schmierfinken.

Noch ein paar abschließende Worte?

Ich glaube man sieht bei meinen Bildern, dass ich einfach Spaß an Buchstaben habe, ich find´s auch gar nicht so schlimm, mal ein Bild zu verkacken, außer Tattoos natürlich. Nach dem Bild ist vor dem Bild, scheiß mal auf saubere Outlines und ne verrissene Farbkombo, solange die Buchstaben rocken, ist mir das völlig egal, Hauptsache die Entwicklung ist im Fluss und man tritt aus seiner Komfort-Zone raus.

 

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